Valentum Planspiele zu Gast im Ferienseminar in Amberg

Im Ferienseminar für vielseitig interessierte und begabte Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der Oberpfalz wurde im Rahmen eines Planspiels ausführlich die Asyl- und Flüchtlingspolitik der Europäischen Union diskutiert.

Amberg, 2. August 2016 – „Ich habe schon mal bei einem Planspiel mitgemacht und hatte erst Bedenken, da das Thema Flüchtlingspolitik sehr komplex ist. Ich war dann aber positiv überrascht wie gut alles funktioniert hat und wie sich die Leute im Spiel mit ihren jeweiligen Rollen identifizieren konnten“, erklärte Laura, Schülerin aus der Oberpfalz und für einen Tag Abgeordnete der Linken Fraktion im Europäischen Parlament. Am 2. August durfte sie zusammen mit 27 weiteren Schülerinnen und Schülern in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.

Möglich gemacht wurde das Planspiel von der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien der Oberpfalz. "Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln", berichtet Jörn Schrader von der Dienststelle. "Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich."

Beim Planspiel werden politische Abläufe vermittelt und persönliche Fähigkeiten gestärkt


In der Gesetzesvorlage der Europäischen Kommission schlugen die Schülerinnen und Schüler ein Hot-Spot-Modell anstelle der Dublin-III-Regelung vor. Dies soll zur vereinfachten Aufnahme und Registrierung der Flüchtlinge angewandt werden. Darüber hinaus wurde die Verteilung, Integration, Umsetzung und Strafe bei Nichteinhaltung neu geregelt. Nachdem der Richtlinienvorschlag vorgestellt wurde, gingen die beiden Kammern in die Lesung des Vorschlags, um gemeinsam an Änderungsanträge zu arbeiten.

Bei den Verhandlungen über die formulierten Änderungsanträge zwischen dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament bestand weitgehende Einigkeit. Beiden Seiten war eine gerechte Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen in den EU-Ländern wichtig, welche durch eine zeitnahe Durchführung eines Relocation-Programms erreicht werden soll. Der Familiennachzug in die EU-Länder soll denjenigen gestattet werden, deren Asylantrag genehmigt wurde und die in ein anderes Land umziehen müssen. Neben dem in Artikel 3 festgelegten Ziel der Integration einigten sich beide Kammern auf europaweit verpflichtende Sprachkurse sowie die Eingliederung der Flüchtlinge in die Arbeitswelt. Als Streitpunkt zeigte sich – ganz wie in der Realität – die Umsetzungsfrist. Nach einer intensiven Auseinandersetzung wurde sich darauf geeinigt, dass bereits bis 2018 die Hotspots eingerichtet und bis 2019 die Dublin III-Verordnung abgeschafft werden müssen. Der Ministerrat erreichte zudem eine Ergänzung des Gesetzes durch einen zusätzlichen Artikel, in dem eine mögliche Grenzschließung im äußersten Notfall festgelegt wurde.

Die Schlussabstimmung über die einzelnen Artikel verlief im Ministerrat und im Europäischen Parlament positiv, sodass am Ende eine Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik feststand. Trotz des Einflusses der Interessenvertreter erhielt jedes Kapitel die notwendigen Mehrheiten und das Gesetz konnte einvernehmlich verabschiedet werden. Der Vertreter von ProAsyl schaffte es trotz großer Anstrengung nicht, die Verabschiedung von Artikel 4 zu verhindern.

Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. „Die Entscheidungsfindung war sehr anstrengend, weil jeder auf seiner Meinung beharrt hat und nicht wirklich kompromissbereit war. Es war vor allem schwer die passenden Begriffe für eine Lösung zu finden, mit denen jeder einverstanden war. Ich war dann echt froh, dass wir doch noch eine Einigung gefunden haben, obwohl es den ganzen Tag gedauert hat“, so Lucas, Erster Vorsitzender im Ministerrat.

Im Planspiel wird die EU-Gesetzgebung und Politik spielerisch erlernt


Das Planspiel half den Schülerinnen und Schülern beim Verständnis politischer Diskussionen und Prozesse, wie Rebecca schildert: „Es war sehr interessant die Sichtweisen der verschiedenen Länder zu sehen. Bisher kannte ich vor allem die deutsche Sichtweise aus den Medien. Im Planspiel haben wir auch andere Länderperspektiven kennengelernt.“ Für einen Tag war sie Innenministerin von Griechenland.

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden.


Kontakt für Rückfragen
Johannes Bodensteiner
Valentum Kommunikation GmbH
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93051 Regensburg
Tel: 0941-6964633
johannes.bodensteiner[at]valentum.de

Jörn Schrader
Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in der Oberpfalz
Weinweg 4
93049 Regensburg
Tel: 0941-507-5091
schrader.joern[at]schulen.regensburg.de


Über Valentum Planspiele

Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.