Europäische Asylpolitik im Unterricht

42 Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe des Prof.-Friedrich-Förster-Gymnasiums in Haldensleben verhandelten in einem Planspiel die Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik.

Haldensleben, 07. September 2017 - „Man hat sich wie ein Politiker gefühlt“, erklärte Lucienne, Schü-lerin des Prof.-Friedrich-Förster-Gymnasiums in Haldensleben und für einen Tag schwedische Innenministerin im Ministerrat. Am 7. September 2017 durfte sie mit ihren 41 Mitschüler/innen in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und Pressevertreter/innen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Begeisterung bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die vielen unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.


Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Landesbüro Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Dr. Ringo Wagner von der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich.“

EU-Gesetzgebung in der Schule

Gemeinsam diskutierten die SchülerInnen hitzig die verschiedenen Aspekte der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Sowohl in den Einzelgremien als auch im Plenum diskutierten die Politiker für einen Tag über die verschiedenen Perspektiven zur Asyl- und Flüchtlingspolitik in Europa. Bei der Debatte über die Änderungsanträge, die der Ministerrat und das Europäische Parlament in die Richtlinie der Kommission einfließen lassen wollten, wurden einige Kompromisse geschlossen. Schließlich konnte auch eine finale Richtlinie für die europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik verabschiedet werden. Der Hauptstreitpunkt dabei war, wie mit den unterschiedlichen Ausgangslagen der Mitgliedsländer bei der Integration der Flüchtlinge umgegangen werden soll.


In der Zukunft wollen die Regierungen der Länder weiter zusammenarbeiten. Wichtig ist den Staaten allerdings ihre eigene Freiheit bei den Regeln der Flüchtlingspolitik, da jedes Land unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt. Probleme sahen die Abgeordneten bei der Organisation der gültigen Pässe. Während die Kommission eine Frist vorschlug, innerhalb der sich Asylbewerber einen neuen Pass besorgen müssten, vertraten die Kammern eine strengere Politik. Jeder Asylsuchende muss bereits mit gültigem Pass ankommen, ansonsten heißt es: kein Asylantrag.


Wann die neuen Regelungen in Kraft treten sollen, hängt nach der Kompromissfindung zwischen Ministerrat und EU-Parlament von der Wirtschaftsstärke der Länder ab. So sollen wirtschaftsstarke Staaten bereits Anfang 2018 alle Änderungen umgesetzt haben. Wirtschaftsschwache Staaten haben bis Ende 2020 Zeit.

Politik im Planspiel erleben

Ziel des Planspiels war es, ein besseres Verständnis für politische Entscheidungsfindung auf europäi-scher Ebene unter Einbezug von verschiedenen Standpunkten und Ansichten zu vermitteln. „Am Anfang ist es mir schwer gefallen, mich in meine Rolle hineinzudenken, aber wenn man sich die Punkte ein bis zweimal durchliest, konnte man gut diskutieren“, so Linda, konservative Abgeordnete des Europäischen Parlaments.


Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. „Am Anfang war es schon schwer, meine Partei zu vertreten und gleichzeitig die Sitzung zu leiten, aber mit der Zeit klappt es ganz gut“, so Marcus, EU-Parlamentspräsident.

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu wer-den.

Kontakt für Rückfragen
Johannes Bodensteiner
Valentum Kommunikation GmbH
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Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro Sachsen-Anhalt
Dr. Ringo Wagner
Telefon: 0391/56876-11
E-Mail: Ringo.Wagner[at]fes.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite www.fes.de/magdeburg
Planspielleitung: Valentum Kommunikation GmbH www.valentum-planspiele.de

Über Valentum Planspiele
Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeits-schwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.