Schullandheim wird zum EU-Parlament

Die 8. Jahrgangsstufe des Gymnasiums in Grafing war im Januar zu Gast im Schullandheim Riedenburg. Über das Projekt mehrWERT Demokratie lernten die Schülerinnen und Schüler am Beispiel der Flucht- und Asylpolitik die EU kennen.

Riedenburg, 19. Januar 2017 – „Ich dachte am Anfang, dass mir das Planspiel keinen Spaß macht, aber dann war es richtig gut. Besonders die vielen Diskussionen und Beratungen in unserem Gremium haben mir gut gefallen“, erklärte Michael, 8. Klasse und Teilnehmer des Programms „Engagement selbst gemacht“ am Schullandheim Riedenburg. Am 19. Januar 2017 durfte er mit seinen 49 Mitschüler/innen in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.

Möglich gemacht wurde das Planspiel über das Projekt mehrWERT Demokratie des Bayerischen Schullandheimwerkes. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Jürgen Stammberger vom Bayerischen Schullandheimwerk. „Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich.“

EU-Gesetzgebung im Planspiel erlernen

Im Planspiel diskutierten die Schüler/innen hitzig die verschiedenen Aspekte der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Bei den Verhandlungen über die formulierten Änderungsanträge zwischen dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament bestand zunächst großer Diskussionsbedarf. Schwerpunkt der Debatte war die von der EU-Kommission eingerichtete EU-Datenbank zur systematischen und einheitlichen Erfassung aller Flüchtlinge und ihrer Umsetzung. Kurz vor Verhandlungsbeginn wurden die Abgeordneten und Minister durch eine Demonstration mit Plakaten und bei der anschließenden Kundgebung von den gesellschaftlichen Gruppierungen an die Wichtigkeit des Themas erinnert.
Beide Seiten waren sich dagegen einig, was eine gerechte Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen in den EU-Ländern anging. Die Flüchtlinge sollen durch Umsetzung des Relocation-Programms schnell auf die Mitgliedstaaten verteilt werden und zusätzlich finanzielle Unterstützung erhalten. Auch bei Artikel 3, der die Einrichtung von Maßnahmen zur besseren Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt bestimmt, herrschte nach kurzen Debatten weitgehend Einigkeit.


Während der Kompromiss für eine Änderung der Umsetzungsfristen zügig ausgehandelt wurde, zeigten sich bei den Konsequenzen weitere Unstimmigkeiten. Nach intensiven Debatten einigte man sich auf die Einführung von Geldstrafen und Sanktionen als Zwischenstufen vor dem finalen Ausschluss aus der EU.
Die Schlussabstimmung über die einzelnen Artikel verlief im Ministerrat und im Europäischen Parlament positiv, sodass am Ende eine Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik feststand. Auch durch den Einfluss der Interessenvertreter erhielt jedes Kapitel die notwendigen Mehrheiten.

Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. „Es war interessant zu sehen, wie die Abstimmungen in der EU laufen. Ich dachte nicht, dass es so kompliziert und anstrengend ist, alles zu besprechen und sich auf einen Beschluss zu einigen. Es gibt so viele Meinung, die man alle berücksichtigen muss“, so Leo, Präsident der Europäischen Kommission.

EU Politik im Planspiel erleben

Das Planspiel half den Schülerinnen und Schülern beim Verständnis politischer Diskussionen und Prozesse, wie Melissa schildert: „Mir hat das Thema sehr gut gefallen. Es geht alle etwas an und ist richtig spannend, aber ich weiß eigentlich gar nicht so viel darüber. Wir haben in der Schule und im Alltag generell wenig Kontakt zu Flüchtlingen“. Für einen Tag war sie Innenministerin von Großbritannien.

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden.

Kontakt für Rückfragen
Johannes Bodensteiner
Valentum Kommunikation GmbH
Bischof-von-Henle-Straße 2b
93051 Regensburg
Tel: 0941-6964633
johannes.bodensteiner[at]valentum.de

Jürgen Stammberger
Bayerisches Schullandheimwerk e.V.
Rückersdorfer Str. 43
90552 Röthenbach
Tel: 0911-5404054
bshw[at]online.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.mehrwert-demokratie.de

Über Valentum Planspiele
Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.