Schüler schreiben Asyl-Gesetz im EU Planspiel!

22 Schülerinnen und Schüler der IGS „Willy Brandt“ in Magdeburg verhandelten in einem Planspiel die Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik.

Magdeburg, 12. Januar 2017 – „Ich habe erwartet, dass wir den ganzen Tag nur über das Thema reden. Die Arbeit in den Gruppen und das Rollenspiel waren aber ganz anders und haben mir extrem viel Spaß gemacht“, erklärte Genna, Schüler der IGS „Willy Brandt“ in Magdeburg und für einen Tag Abgeordneter der Europaskeptischen Fraktion im Europäischen Parlament. Am 12. Januar 2017 durfte er mit seinen 21 Mitschüler/innen in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.

Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Landesbüro Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Magdeburg. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Marcel-Rauer von der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich.“

Kompromisse schließen gehört zum Planspiel

Im Planspiel diskutierten die Schüler/innen hitzig die verschiedenen Aspekte der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Bei der Debatte über die gefundenen Änderungsanträge zwischen dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament deutete sich früh eine Einigung an, sodass die Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik bereits zu Beginn greifbar war. Bei vielen Änderungsanträgen ging es vor allem um eine Konkretisierung von einzelnen Punkten der Richtlinie.
Beide Seiten waren mit dem Leitartikel grundsätzlich einverstanden. Allerdings bestand der Ministerrat darauf, dass ein eigenmächtiges Weiterreiseverbot für Flüchtlinge in die Richtlinie aufgenommen wird. Darüber hinaus wurde beantragt, den Verteilungsschlüssel konkreter zu definieren. Dieser soll festlegen, wie viele Flüchtlinge in einem Land aufgenommen werden können. Das Europäische Parlament ergänzte mit einem Antrag den Artikel 2. Den Abgeordneten war wichtig, dass Geflüchtete nicht nur arbeiten, sondern ebenfalls einen Sprachkurs absolvieren. Größtes Streitthema waren die Umsetzungsfristen der Artikel. Federführend durch Großbritannien und unter Einberufung einer außerordentlichen Sitzungspause während der Nachverhandlung einigte sich der Ministerrat darauf, die Umsetzungsfrist der Richtlinie auf 2028 hochzusetzen. Davon ließ sich auch das Europäische Parlament überzeugen und somit stand einer abschließenden Neuregelung nichts mehr im Weg. Bei der Schlussabstimmung zeigte sich die Mehrheitsfähigkeit der gefundenen Kompromisse in beiden Kammern, sodass die Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik feststand.

Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. „Mit meiner Doppelrolle als Vorsitzender und Minister bin ich gut zurechtgekommen. Dabei war die Geschäftsordnung sehr hilfreich. Meistens musste man nur den Anstoß geben und die Debatte lief dann ganz gut“, so Sascha, erster Vorsitzender im Ministerrat und Außenminister von Großbritannien.

 

EU Politik im Planspiel erleben

Das Planspiel half den Schülerinnen und Schülern beim Verständnis politischer Diskussionen und Prozesse, wie Pascal schildert: „Man konnte sich super in die Rollen reinversetzen und die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. Ich habe nicht gedacht, dass sich alle so reingesteigert haben. Am Ende wurde es dann schwer, sich noch richtig zu konzentrieren“. Für einen Tag war er Mitglied der Europäischen Kommission.

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden.

Kontakt für Rückfragen
Johannes Bodensteiner
Valentum Kommunikation GmbH
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johannes.bodensteiner[at]valentum.de

Marcel Rauer
Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen-Anhalt
Otto-von-Guericke-Straße 65
39104 Magdeburg
Tel: 0391-5687623
marcel.rauer[at]fes.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.fes.de/magdeburg

Über Valentum Planspiele
Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.