Politiksimulation im Unterricht: EU-Parlament lehnt Asylrichtlinie ab!

Dublin III wurde überarbeitet in Magdeburg: 23 Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums setzten sich in einem Planspiel mit der Neuregelung der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik auseinander.

Magdeburg, 20. Juni 2016 – „Das Planspiel hat mir viel Spaß gemacht. Vor allem, weil es nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch war. Dadurch konnte ich die Zusammenhänge viel besser nachvollziehen“, erklärte Hannes, Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums in Magdeburg und für einen Tag spanischer Minister. Am 20. Juni durfte er mit seinen 22 MitschülerInnen in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.

Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Landesbüro Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Magdeburg. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Marcel-Rauer von der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich.“

Politische Jugendbildung im Unterricht mit Planspielen

Gemeinsam diskutierten die Schülerinnen und Schüler hitzig die verschiedenen Aspekte der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Zwar konnten sie sich zum Ende nicht in allen Punkten auf eine gemeinsame EU-weite Richtlinie verständigen; einig war man sich jedoch darüber, dass die Einführung einer Flüchtlingsquote eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge in der EU mit sich bringen würde. Zudem stand die Sicherstellung einer menschenwürdigen Behandlung von Geflohenen in den europäischen Ländern im Vordergrund. Am Ende der Nachverhandlungen standen umfangreiche Kompromisse zwischen dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament fest. Bei der Schlussabstimmung zeigte sich jedoch, dass der zuvor geschlossene Kompromiss über die letzten beiden Kapitel auf wackeligen Beinen stand. Nicht alle Abgeordneten ließen sich überzeugen, sodass keine Mehrheit bei zwei Artikeln zustande kam. Dadurch lehnte das Parlament die Richtlinge vorerst ab, sodass eine weitere Nachverhandlungsrunde nötig wurde.

Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. „Gut fand ich, dass wir uns mit einem aktuellen Thema auseinandersetzen konnten. Demokratische Entscheidungsfindung fand ich sehr anstrengend und langwierig, da es manchmal unruhig war und alle durcheinander geredet haben. Es hat dann immer gedauert, bis wir uns auf etwas einigen konnten“, so Oliver, erster Vorsitzender im Ministerrat und Abgeordneter in der Fraktion der Konservativen und Reformisten.

Im Planspiel wird die EU-Gesetzgebung und Politik spielerisch erlernt

Das Planspiel half den Schülerinnen und Schülern beim Verständnis politischer Diskussionen und Prozesse, wie Henriette schildert: „Eine fremde Rolle zu spielen war für mich sehr schwierig, da ich nicht meine eigene Meinung vertreten konnte. Auf der anderen Seite war es aber auch sehr reizvoll, mal eine andere Position einzunehmen. So musste man sich auch mal mit einer anderen Sichtweise auseinandersetzen“. Für einen Tag spielte sie die Interessenvertreterin für das Weiße Europa.

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden.


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Johannes Bodensteiner
Valentum Kommunikation GmbH
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johannes.bodensteiner(at)valentum.de

Marcel Rauer
Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen-Anhalt
Otto-von-Guericke-Straße 65
39104 Magdeburg
Tel: 0391-5687623
marcel.rauer(at)fes.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.fes.de/magdeburg


Über Valentum Planspiele

Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.