Planspiele vermitteln Gesetzgebung im Unterricht

Breaking News: Nach Beendigung des Kriegs in Syrien will sich die EU gemeinschaftlich am Wiederaufbau beteiligen. Schülerinnen und Schüler des Francisceums machten zum ersten Mal selbstständig Politik.

Zerbst, 12. September 2016 – „Das Planspiel war sehr gut aufgebaut, da man durch die Einteilung in die verschiedenen Institutionen, Presse oder Interessenvertreter einen sehr guten Einblick in die unterschiedlichen Bereiche [der Politik] erhalten konnte“, erklärte Dario, Schüler des Francisceum Gymnasiums in Sachsen-Anhalt und für einen Tag Vorsitzender des Ministerrats. Am 12. September durfte er zusammen mit 22 weiteren Schülerinnen und Schülern in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, des Ministerrats oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die europäische Politik. Alle waren mit Elan bei der Sache und spürten, wie schwierig es sein kann, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager in einem Kompromiss zu vereinen.

Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Landesbüro Sachsen-Anhalt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Magdeburg. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Marcel-Rauer von der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Wir möchten Jugendliche für Politik interessieren und ihre Bereitschaft sich einzubringen stärken. Der spielerische Ansatz der Politikvermittlung kommt bei Jugendlichen sehr gut an. Denn gerade bei einem so komplexen Thema werden in einem Planspiel die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Europäische Union und die Zusammenarbeit in Europa schnell deutlich.“

Soft-Skills und Demokratie üben im Planspiel

In der Gesetzesvorlage der Europäischen Kommission schlugen die Schülerinnen und Schüler aufgrund der Überlastung von einigen EU-Mitgliedsländer die Abschaffung Dublin-III-Regelung vor. Stattdessen soll eine europaweite Flüchtlingsquote eingeführt werden. Außerdem sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Lebensumstände der Flüchtlinge in den EU-Ländern anzugleichen und zu verbessern. Nachdem der Richtlinienvorschlag vorgestellt wurde, gingen die beiden Kammern in die Lesung des Vorschlags, um gemeinsam an Änderungsanträge zu arbeiten. Nachdem Änderungsanträge einen Mehrheitsbeschluss benötigen, merkten die Schülerinnen und Schüler wie schwierig es sein kann, andere vom „eigenen“ Standpunkt zu überzeugen und für einen Antrag zu werben.
Die Verhandlungen zwischen dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament waren von zahlreichen Unstimmigkeiten geprägt. Lediglich bei Artikel 1 und den Konsequenzen bei Nichteinhaltung konnten sich beide Kammern auf einen Kompromiss einigen.
Bereits während der Richtlinienlesung im Ministerrat gelang es der Interessenvertretung „Weißes Europa“ eine ausreichende Mehrheit von der Beibehaltung der Dublin-Verordnung zu überzeugen. Davon ließ sich das Europäische Parlament nicht überzeugen, weshalb im Leitartikel kein Kompromiss gefunden wurde. Weiterhin verständigten sie sich darauf, nach Artikel 1 die Flüchtlinge aus Griechenland und Italien umzuverteilen, sofern die finanzielle Unterstützung durch alle EU-Länder erfolgt. Zudem wurde der Vorschlag des Parlaments übernommen, sich an der Finanzierung des Wiederaufbaus nach Beendigung des Kriegs in den Herkunftsländern der Asylsuchenden zu beteiligen.

Besonderes Lob gebührte an diesem Tag den Vorsitzenden und Vizevorsitzenden der Europäischen Institutionen. Sie hatten die Aufgabe, die Debatten anzuleiten und die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen. Ohne ihr Engagement wäre eine Einigung wohl nur schwer zustande gekommen. Doch auch alle anderen Spielerinnen und Spieler trugen zum Erfolg der Simulation bei. „Ich fand es sehr interessant eine andere Rolle zu spielen, obwohl ich nicht meine eigene Meinung vertreten konnte. Dadurch hat man jedoch erfahren wie andere Länder oder Interessenvertreter zur Asylpolitik stehen und ich habe eine andere Sichtweise kennenlernen können“, so Jan, Interessenvertreter für das „Weiße Europa“.

Im Planspiel wird die EU-Gesetzgebung und Politik spielerisch erlernt

Die politische Jugendbildung von Valentum Planspiele findet vor allem durch Simulationen und Workshops statt. Realitätsnah und spielerisch vermitteln wir die Funktionsweise von politischen Prozessen und Systemen, den europäischen Gemeinschaftsgedanken und Werte wie Toleranz, Konflikt- und Kompromissfähigkeit sowie Argumentations- und Diskussionsfähigkeit. Thematisch orientieren wir uns am politischen Zeitgeist. Damit versuchen wir, unserem eigenen Bildungsauftrag gerecht zu werden.

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Über Valentum Planspiele
Valentum Planspiele gibt es seit 2010 und ist eine Tochter von Valentum Kommunikation. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Umsetzung von politischen Jugendbildungsformaten wie Planspielen. Planspiele vermitteln im spielerischen Kontext Wissen über demokratische Strukturen, politische Akteure und Verhandlungsmechanismen im Rahmen der deutschen, europäischen oder internationalen Politik. Die Simulationen von Valentum Planspiele behandeln aktuelle Themengebiete der Politik. Diese werden im Bereich der politischen Jugendbildung für unterschiedliche Stiftungen, Organisationen und Institutionen deutschlandweit durchgeführt.